Balaklava Odyssey - Film und Projektpräsentation

Dortmund | Phoenix Halle

Balaklawa war das „gallische“ Dorf der Sowjetunion, das im Kalten Krieg dem Klassenfeind trotzte. Dieser kleine Ort an der Südspitze der Krim fungierte seit den 50iger Jahren als Basis der U-Boote der Schwarzmeerflotte. In den Taurisberg, der die Bucht umgibt, wurde ein U-Boot-Hangar getrieben, der gleichzeitig als Bunker und Lager von Atomwaffen diente. Eine streng geheime Anlage, so geheim, dass der gesamte Ort für Besucher und Zivilisten geschlossen war, Balaklawa auf sowjetischen Karten nicht auftauchte.

Damit ist ein wichtiger Teil abendländischer Kulturgeschichte unzugänglich geworden. Balaklawa, in der Antike von Griechen besiedelt, ist Schauplatz des Tantalidenmythos. Homer berichtet in seiner Odyssey offensichtlich schon von der Bucht, Euripides und später Goethe nahmen den Mythos der „Iphigenie auf Tauris“, der in Balaklawa angesiedelt ist, in Theaterstücken auf.

Erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Auflösung der U-Boot-Flotte öffnete sich Balaklawa. Als Auftakt einer kulturellen Vitalisierung des Ortes organisierte der Berliner Sebastian Kaiser 2006 in dem U-Boot-Hangar ein internationales Kunstfestival. Parallel drehte er den Film „Balaklava-Odyssey“. Darin portraitiert er Bewohner sowie Veteranen, die in der einst geschlossenen Stadt dienten, und stellt das Kunstevent vor.

Viele der Interviewten - darunter hochrangige Offiziere der Schwarzmeerflotte und U-Boot-Kapitäne - erlebten und stehen für die Periode von Beginn bis Ende des Kalten Krieges. Heute hoch betagt, geben die Lebensgeschichten dieser Menschen exemplarisch Aufschluss über Mentalität und Zerfall der Sowjetunion. Der Film zeichnet die historische und kulturelle Vielschichtigkeit sowie Öffnung Balaklawas nach, die sich wie eine Parabel auf die Öffnung des östlichen Europas nach dem Kalten Krieg ausnimmt.

Der Film und das Projekt werden in Dortmund am Samstag, den 07.07.2007 ab 19:00 Uhr im Hartware MedienKunstVerein in der PHOENIX Halle präsentiert.

zusammengestellt von Sebastian Kaiser (Berlin)

TeilnehmerInnen:
Joulia Strauss (Berlin)
Natasha Poloka (Moskau)
Dmytro Fedorenko alias Kotra (Kiev)
Svetlana Kazarina (Sevastopol)
Hendrik Schumacher (Berlin)
Aleksander Janicki (Krakow)

http://www.balaklava-odyssey.com

Gefördert durch:
Kulturstiftung des Bundes


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Parallel ist in der PHOENIX Halle Dortmund die Ausstellung
HISTORY WILL REPEAT ITSELF - Strategien des Reenactment in der zeitgenössischen (Medien-)Kunst und Performance
mit 22 internationalen künstlerischen Positionen zu sehen.

9. Juni - 23. September 2007
Do + Fr 11 - 22 Uhr
Sa + So 11 - 20 Uhr

Ausführliche Informationen:
http://www.hmkv.de/dyn/d_programm_ausstellungen/detail.php?nr=2108&rubric=ausstellungen&


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VERANSTALTUNGSORT:
PHOENIX Halle Dortmund
Hochofenstr. / Ecke Rombergstr.
Dortmund-Hörde
(es gibt jetzt neben dem ausgeschilderten Weg einen
grossen - abends beleuchteten - Parkplatz vor der Halle!)

Wegbeschreibung und Karte:
http://www.hmkv.de/dyn/d_kontakt_wegbeschreibung/

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