Bowling am Tiber

Dortmund | Phoenix Halle

A performative Installation for three-channel high-solution digital video, two-channel digital sound and two actors

Samstag, 29. November, 20 Uhr
hartware medien kunst verein
im Reserveteillager auf Phoenix West, Dortmund-Hörde

Das Ausgangsmaterial der Installation bilden italienische Postkarten, die Neubauviertel im Arezzo der 60er Jahre darstellen, Chansons der italienischen Sängerin Mina aus der gleichen Dekade und Texte von Michelangelo Antonioni – Skizzen zu nicht gedrehten Filmen. Die Postkarten wurden durch elektronische Bearbeitung zu einem virtuellen Filmset, einem Kunstraum. Entsprechend der emotional-dramatischen Entwicklung der digital bearbeiteten Mina-Songs werden sie filmisch aufgelöst (Ausschnitte, Kamerafahrten, Schnitt, Montage) bis hin zu scheinbar narrativen Filmausschnitten. Die Banalität und Tristesse der Neubauviertel steht im Kontrast zu den klischeehaft leidenschaftlich-sehnsuchtsvollen Songs. Nur über Ton und menschenleere Bilder wird in der Installation scheinbar eine emotionale Geschichte erzählt. Im Juni 2003 sind wir nach Arezzo gefahren, um die Orte, die die Postkarten zeigen, aufzusuchen und an ihnen die Tonaufnahmen für die Soundscapes aufzunehmen.

"Bowling am Tiber" beschäftigt sich mit dem emotionalen Gehalt von Orten, Gebäuden, Räumen und dem Verhältnis Mensch und Raum. Die Schauspieler sprechen Texte von Michelangelo Antonioni, die Räume, Orte und Menschen an diesen Orten beschreiben. Durch die sehr hohe Auflösung des Bildmaterials kann man bis unter das Rasterkorn des Offsetdrucks – eine ornamentale Oberfläche – und bis in die digitalen Pixel nahtlos fahren/zoomen. So entstehen abstrakte Farbräume aus semantisch anfangs konkret erscheinendem Bildmaterial. Analog dazu arbeiten wir mit extremer Verlangsamung des akustischen Materials – einer Art akustischer Interpolation, bei der filmisch/musikalische Dramaturgien zu "abstrakten"akustischen wie Licht/Farbräumen gefrieren. Es entstehen mögliche Projektionsräume für die in der filmischen Narration entstandenen Gefühle. Die "Closeup"-Fahrt durch das Sujet wird mit der Überdehnung des Klanges in den Stillstand zu einer Art "leeren Zeit" geronnen; ein überdehntes Dazwischen erzählter Zeit.

" Bowling am Tiber"ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Regisseur Peter Carp und dem Künstler und Komponisten Jan-Peter E. R. Sonntag. Ihre Zusammenarbeit, eine Mischform aus Theater und medialer Installation, begann 1999/2000 anlässlich eines gemeinsamen Stipendiaten-Aufenthalts an der Akademie Schloss Solitude und wurde 2001 durch die Produktion "Abenteuer in Sachen Haut" am Hebbel-Theater Berlin und beim Festival "steirischer herbst" fortgesetzt.

Credits

Idea, concept, direction, video:
Peter Carp

Concept, video-sound-space installation:
Jan-Peter E.R. Sonntag

Programming/cut:
Thomas Plöntzke

Costumes:
Gertrud Rindler-Schantl

Actors:
Anna Stieblich, Henry Meyer

Composition:
Jan-Peter E.R. Sonntag

Tenor/bass trombone:
Marsyas

Double-bass:
Andre Neygenfind

Guitar:
Harry Kügler

Drumset:
Oliver Sonntag

Soundscaping, programming/electronics, production:
Jan-Peter E.R. Sonntag

Processed parts of songs by MINA studios: N-Solab (Berlin), Musikplant (Lübeck) Software development, realisation of the installation: N-Solab

Technical assistance:
F18 (Hamburg), Jens Bakenhus, Harald Kügler

Images: a series of six postcards from the 1960s showing sites in Arezzo
Parts of text/sketches for films never realised by Michelangelo Antonioni

Production:
Carp/Sonntag, steirischer herbst (Graz) co-production hartware medien kunst verein (Dortmund), Gare du Nord (Basel ), Trans-Media-Akademie Hellerau e.V.
All soundscapes were recorded in June 2003 at the original sites in Arezzo displayed on the postcards.

Supported by
the Culture foundation of Germany (Kulturstiftung des Bundes).

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