Serverfestival
Dortmund | Phoenix Halle
net_jam: Special zur 2. Dortmunder Museumsnacht, 28. September, 20 - 2h
Hintergründe
Der Computer ist nicht mehr allein. Seit dem Boom des Internet hat sich der Traum von einer Universalmaschine für jedermann konkretisiert. Nicht mehr nur Text oder Bild, sondern auch Musik, Video und anderes entsteht an den privaten PC, wird aufbereitet und im Netz publiziert, ohne dass es eines aufwändigen Apparates wie eines TV-Senders bedürfte. Weblogs, Wikis und andere kollaborative Schreibtools gestatten angesichts gefallener Kommunikationskosten für Internet-Dienstleistungen ein Zusammenarbeiten an Texten in Echtzeit. Jeder kann mittlerweile mit einem eigenen Portal Informationen oder Dis-Informationen ins Netz stellen. Techniken des Austausches verändern sich rasend und bieten immer mehr Möglichkeiten, die nun auch von Musikern und Künstlern produktiv genutzt werden. Darüber hinaus sind Überschneidungen in den verschiedenen Berufsbildern (Künstler, Content-Manager, Programmierer, Designer, Web-Designer) heute an der Tagesordnung, so dass man von einer produktiven Durchdringung der Szene aus verschiedenen Richtungen sprechen kann, die eine eindimensionale Verortung in eingefahrenen Vorstellungswelten zu Arbeit und Denken von Künstlern vermeidet.
Das serverfestival
Im Rahmen des ersten serverfestivals stehen sowohl die Hard- als auch die Software erstmalig im Mittelpunkt eines performativen Ereignisses, das sich über 72 Stunden vom 27. bis zum 30. September erstreckt. Das serverfestival selbst findet kontinuierlich seit 2001 statt. Es konstituiert sich über eine Mailing List, die unter http://radiostudio.org/cgi-bin/mailman/listinfo/serverfestival zu abonnieren ist. Jüngste Aktionen waren ftp-Sessions, bei denen dezentral ein Austausch von Dateien unter möglichst freien Strukturen hergestellt wurde. Damit wurde die Demokratizität des Internet erfolgreich ausgelotet. Es erwies sich, dass trotz komplexer Technik Inhalte unabhängig von der Kontrolle durch große Provider zur Verfügung standen: Jeder Mensch ist ein potenzieller Provider, ließe sich das Ergebnis schlagwortartig formulieren. Das serverfestival wird allerdings auch im Realraum aktiv: In Dortmund treffen sich in den Räumen von hartware medien kunst verein vom 27. bis 30. September KünstlerInnen, KunsthistorikerInnen, Software-ProgrammiererInnen, MusikerInnen und WissenschaftlerInnen aus anderen Disziplinen, um sich sowohl praktisch-technisch als auch kreativ mit den Phänomenen des Netz basierten Arbeitens auseinanderzusetzen. Dabei sind sämtliche Strukturen, die erdacht und umgesetzt werden, nach außen transparent, da sie mit kontinuierlichen Beschreibungen in Logbüchern für jeden im Internet sichtbar gemacht werden. An einer Kiosk-Station, die permanent online ist, werden zudem Daten zum Austausch angeboten, die dort von Besuchern mitgebracht und auch als CD-ROM mitgenommen werden können.
net_jam
Im Rahmen des 72-stündigen serverfestivals sowie der 2. Dortmunder Museumsnacht findet am 28. September (20 – 2h) außerdem die net_jam statt: DJs und ProgrammiererInnen, KünstlerInnen und MusikerInnen kreieren dabei gemeinsam mit den BesucherInnen interaktive Soundscapes.
Der gesamte Abend wird live per art.net.dortmund.de ins Internet übertragen. Das Team des Schüler-Netz-Radios lowlive liefert hierfür die technische Infrastruktur. Zudem gestaltet die Redaktion von "lowlive" eigene Beiträge über das serverfestival, die net_jam sowie die Museumsnacht, die dann vom Dortmunder Bürgerradio live on air gesendet werden. Mit "streaps" steht überdies ein Mischpult zur Verfügung, dass es mehreren BenutzerInnen im hartware medien kunst verein erlauben wird, eigene Tondokumente in den Strom der Liveübertragung einzumischen. net_jam ist eine Musikexperiment das auf mehreren "Bühnen" zugleich stattfindet: Im physischen Raum (hartware), im Internet und on air.
TeilnehmerInnen (Auswahl)
copy & paste 'nepomuc'
Nepomuc steht für NerdPOpMUsiC und ist ein Projekt von Bo Lee und Sascha Büttner. Im Wesentlichen geht es dabei um das Zusammenführen (Mixen) von Tönen (Sounds). Dies geschieht immer live und improvisiert. Die Töne entstehen am Computer, werden mittels MD-Recorder aufgenommen und verarbeitet oder von anderen Tonquellen (Vinyl) gesampelt. Vor Ort werden die Töne mit vier oder mehr CD-Recordern gemixt, jeweils der Situation des Raumes folgend. So entstehen Soundscapes bzw. Soundenvironments von temporärer Dauer. Die Sounds wie auch die Tonkonserven werden im "Repeat-Modus" abgespielt und durch Effekte verfremdet. Dadurch entstehen Brüche, Überlagerungen und Bewegungen in den Harmonien. Jede Session dauert 74 Minuten. Die Anzahl der Sessions ist theoretisch unbegrenzt. Sascha Büttner und Bo Lee haben das Free-Noise-Ensemble „Blutiger Mischwald“, das Label "TriTraTrotz-Records", das Magazin "TriTraTrotz, Nachrichten für den Untergrund", das "Atelier Bratwurst" (am Schlachthof Wiesbaden) und die Künstlergruppe "FfK (Fishing for Kompliment)" gemeinsam begründet.
krill.minima
krill.minima ist das Soloprojekt von Martin Juhls (Funkenburg). Minimal clickende filigrane Rhythmusstrukturen treffen auf zerstückelte Tonfragmente, extrem kurze Loopsequenzen und exotisch anmutende Klänge. Sie bilden eine Symbiose zwischen experimenteller Klangforschung, geschmeidigen Flächen und tanzbarem minimal House. Besonders charakteristisch ist sein Umgang mit Harmonien, deren Basis sich meist auf ein bis zwei ähnlich klingende Akkordfragmente beläuft, die dann im Laufe des Arrangements durch Tonhöhenverschiebung und Rhythmusvariation zu einem eigenständigen Klangeindruck führen.
pingfm
pingfm ist Mitglied von dfm rtv Int (http://desk.nl/~dfm) und dem experimentellen Radio Fachbereich der Bauhaus Universität Weimar (http://radiostudio.org). Es handelt sich um eine Web basierte Sende-Plattform für Audio/Video-Experimente oder kurz: pingfm ist eine Webcastband. Seit rund zwei Jahren produziert pingfm live Audio/Video-Mixes im und mit dem Internet und geht jeden Sonntag von 20 Uhr (CET) unter http://pingfm.org auf Sendung. pingfm interessiert sich besonders für die spezifische Ästhetik der Technologie, ihrer Kommunikationsstrukturen sowie Schnittstellen in Relation zu anderen Medien wie Radio, Fernsehen, Theater oder Clubs.
Kurd Alsleben
artandfluxushackermeeting.tk
art.net.dortmund.de Matthias Weiß
auto-cue.net Almut Jürries
betacity.de Karin Hinterleitner
Sascha Büttner
copy & paste 'nepomuc'
edragee.net
Antje Eske
genug.weblogs.com Detlev Fischer
Francis Hunger
identitaetsmaschine.org
influxus.net
institute.tk
krill.minima
kulturpalast-wiesbaden.de
n0name.org Matze Schmidt
nirdezneb
Florian Merkur
pingfm
radiostudio.org Oliver Thuns
simplebrainhotel.com
streaps alias servermischpult
und andere